100 Jahre SPD-Ortsverein Littfeld-Burgholdinghausen
Große Feier mit politischer Prominenz
"Wir brauchen die Idee der Freiheit!"
Groß war die Schar der Gratulanten. Neben zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern des Kreuztaler Stadtteiles Littfeld war politische Prominenz ins alte Bergmannsdorf gekommen. Von Nicole Reschke, SPD- Unterbezirksvorsitzende über Bürgermeister Walter Kiß, Sigmar Gabriel, ehemaliger Vizekanzler, SPD Vorsitzender und Außenminister, Dirk Wiese, stellvertretender Vorsitzender der SPD - Bundestagsfraktion, MdB Luiza Licina-Bode, dem SGK-Vorsitzenden Falk Heinrichs bis hin zu dem ehemaligen Vorsitzenden der IG Metall, Detlef Wetzel, alle wollten das hundertjährige Jubiläum würdigen.
Am 24. März feierte der SPD-Ortsverein Littfeld –Burgholdinghausen sein „einhundertjähriges plus 1 Tag Bestehen“ in der Kapellenschule. Man blickte stolz auf die mutigen Männer der ersten Stunde und die Arbeit für den Ort und die Stadt in den vergangenen 100 Jahren zurück.
Wolfgang Otto, langjähriger Vorsitzender des OV, begrüßte die Gäste und ließ die bewegte Geschichte der SPD in Littfeld Revue passieren. Anpacken, Mitwirken, Probleme lösen sei stets das politische Credo der Littfelder Sozialdemokraten gewesen. Wolfgang Breuer überbrachte die Grüße der Dorfgemeinschaf und Bürgermeister Walter Kiß dankte für das soziale Engagement und die politische Mitwirkung der Genossinnen und Genossen mit einem Bildergeschenk der alten Gruben in Littfeld.
Sigmar Gabriel zeigte in einer nachdenkenswerten und fundierten Festrede die Veränderungen der geopolitischen Weltlage auf. Zeitenwende bedeute derzeit den Verlust der Nachkriegsordnung mit der Dominanz des Westens, also Europa und der USA, hin zu einer noch nicht ausgestalteten Neuorientierung des Weltmachtgefüges zum indopazifischen Raum hin. Er ging aber auch auf die Geschichte der SPD ein, die in diesem Jahr 160 Jahre alt wird, auf das zwölfjährige Parteiverbot unter Bismarck, die Ausgrenzung der Arbeiterschaft im 19. Jahrhundert, den Kapp-Putsch, die Inflation in den 20ern und das Ermächtigungsgesetz 1933 unter Hitler. „Die SPD kann stolz darauf sein die einzige Partei Deutschlands zu sein, die niemals ihren Namen ändern musste“, führte er aus. „Die SPD hat die Idee der Freiheit!“ Er rief alle Zuhörer dazu auf auch in Zukunft die anderen Parteien als Mitbewerber anzusehen und nicht als Feinde, wie in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Nur Feinde der Demokratie dürften auch weiterhin als Feinde bekämpft werden. „Die SPD hat immer versucht die Ansichten anderer mit deren Augen zu sehen und so muss es bleiben! Das Verbindende in der Welt muss gesucht werden.“
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Dirk Wiese aus dem HSK legte in seiner Rede den Fokus auf die aktuellen Probleme Deutschlands in der Welt und den Krieg in Europa. Er rief zum besonnenen Handeln auf und meinte, Deutschland brauche keinen Kanzler aus dem Sauerland.
Zum Schluss ehrten die Gäste und Ex-MdB Willi Brase Ulrich Krames, Wolfgang Otto und Elmar Böcking für 50 Jahre Parteimitgliedschaft.
Die Feierstunde wurde musikalisch von Stefanie Büscher und Ralf Stiebig begleitet, bevor man sich in einem Zelt vor der Kapellenschule am Buffet zu intensiven Gesprächen zusammenfand.
Angefangen hatte die Geschichte des SPD - Ortsvereins Littfeld-Burgholdinghausen mit einer Willenserklärung von fünf Arbeitern, den Bergmännern Johann Krames und Ernst Lorsbach, dem Steiger Julius Reuter, dem Schmied Wilhelm Benfer und dem Walzarbeiter Fritz Klein. Sie beschlossen am 25. März 1921 sich der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands anzuschließen. Zwei Jahre später, am 23. März 1923, gründeten diese Genossen zusammen mit dem Knappschaftsältesten Friedrich Böcking, August Benfer, Jakob Müller, Adolf Katz, Robert Münker, Friedrich Plett und Heinrich Benner den SPD-Ortsverein Littfeld-Burgholdinghausen. Der erste Vorsitzende des Ortsvereins war Johann Krames. Tagungsort für Versammlungen war die Gaststätte Siebel (Postkutsche) oder der Saal der Gaststätte Wetter. 1929 vermittelte Johann Krames den Mädchen und Jungen der Roten Falken eine Holzbaracke am Weg vom Heinrichsegen zum Stoss. Neben Spiel und Spaß leistete diese Gruppe auch schon Hilfe beim Plakatieren und bei Flugblattaktionen. Weitere Unterstützung erhielt der Ortsverein aus der 1929/1930 entstandenen Schalmeienkapelle. Die Kapelle begleitete die Genossen zu Versammlungen und Aufmärschen. Am 09. Mai 1933 wurde eine Hausdurchsuchung bei dem SPD-Ortsverein Littfeld im Hause des Genossen Julius Reuter durchgeführt und alle Unterlagen sowie die Kasse und die Musikinstrumente durch die NSDAP beschlagnahmt. Als die SPD am 22. Juni 1933 reichsweit durch die Naziregierung verboten wurde, hörte auch der Ortsverein Littfeld-Burgholdinghausen auf zu existieren. Nach Beendigung des Krieges und dem Zusammenbruch des III.Reiches rief Johann Krames die noch Lebenden und aus dem Krieg und der Gefangenschaft bereits Heimgekehrten erneut zusammen, um die Arbeit der Partei wieder aufzunehmen. Ab dem 01. September 1945 konnte die SPD im Ortsverein Littfeld-Burgholdinghausen die ersten Zugänge verzeichnen und die Mitgliederzahl wuchs bis zu 01.12.1945 auf 32 Genossen. Die Vertreter der SPD arbeiteten im Gemeinderat mit bis zum Jahreswechsel 1968 die Stadt Kreuztal entstand. Auf der Stadtebene gründete die SPD einen Stadtverband mit weiterhin eigenständigen Ortsvereinen. Auch im Rat der Stadt nahmen die Littfelder Genossen maßgeblichen Einfluss auf die Geschicke Kreuztals, so Karl Heinz Schleifenbaum, der 45 Jahre, von 1975 bis 2020 für die SPD im Rat der Stadt arbeitete und 36 Jahre lang bis 2020 die Ratsfraktion der SPD führte.